Silke Stamm – Hohe Berge (Rezension)

Buchcover_Silke_Stamm-Hohe_Berge
(Copyright: Berlin Verlag)

Erscheinungsdatum: 01.09.2022
(Berlin Verlag, 160 Seiten, ISBN 3827014557)

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Inhalt

Sechs Menschen – eine Frau und fünf Männer – machen in den Alpen eine Skitour. Aus Sicht der Frau erfahren wir von den Herausforderungen durch die raue Umgebung, aber auch durch das Gruppengefüge, Bedrohungen durch Lawinen und vielleicht auch innere Kämpfe der einzelnen Personen. Acht Tage sind sie zusammen unterwegs, aus Fremden werden Kamerad*innen – und am Ende doch wieder Fremde, die in ihre eigenen Lebenswelten zurückkehren.

Meine Meinung

Das auf den ersten Blick Auffälligste an „Hohe Berge“ ist sicherlich der Schreibstil: Silke Stamm lässt ihre Protagonistin ausschließlich in Infinitivsätzen zu Wort kommen („Im Nebel diffuse Flecken zu erkennen, aus denen beim Näherkommen vier Figuren werden …“). Ich fand das sehr gewöhnungsbedürftig und habe zunächst schwer in die Erzählung hineingefunden, aber nach und nach entwickelte sie einen Sog, dem ich mich schwer entziehen konnte.

Der Stil schafft zwar Distanz, gleichzeitig ist man aber ganz nah dran und selbst mittendrin im Schnee, in den Berghütten, in der Gemütlichkeit, die dort mit bescheidenen Mitteln geschaffen wird, in der Gemeinschaft der Bergsteiger, aber auch in den kalten Nächten, in denen die Protagonistin mit Stirnlampe zum Klohäuschen wandern muss. Die Bergwelt entfaltet ihren Reiz voller Schönheit, aber stets auch voller unterschwelliger Gefahr.

Plot? Gibt es hier nicht viel. Der Roman lebt von seiner Atmosphäre, von den Gedanken der Protagonistin über ihre Mitwanderer, das Tagesgeschehen und Erinnerungen an vergangene Erlebnisse in den Bergen. Aber das störte mich nicht. Auf nur 160 Seiten ist es Silke Stamm gelungen, mich in die Hochgebirgswelt zu entführen, und ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes mitgenommen.

Thalia
(*)

Fazit

„Hohe Berge“ bietet eine innovative Erzählart, die sicherlich nicht allen Leser*innen gefallen wird. Eine gewisse Affinität zur Bergwelt sollte vielleicht auch vorhanden sein, damit man das Buch genießen kann – wenn man sich aber darauf einlässt, biete sich ein besonderes Leseerlebnis mit einer außergewöhnlichen und ganz eigenen Sprache, die im Kopf bleibt.

Bewertung

(Danke an den Berlin Verlag und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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