Ashley Audrain – Der Verdacht (dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann), 2021 (Rezension)

Buchcover Ashley Audrain Der Verdacht
(Copyright: Penguin Verlag)

Erscheinungsdatum: 29.03.2021
(Penguin Verlag, 320 Seiten, ISBN 3328601449)

Erhältlich bei:

Inhalt

Blythe entstammt einer Familie, in der die Frauen „anders“ sind. Das hat ihr schon als Kind ihre eigene Mutter eingetrichtert, die weder selbst Mutterliebe erfahren hat noch Blythe diese geben konnte.

Trotzdem – oder gerade deshalb? – wünscht sich Blythe nichts sehnlicher, als selbst Mutter zu werden. Eine perfekte Mutter. Doch ihre erstgeborene Tochter Violet kann sie nicht lieben und fühlt sich ihrerseits auch von ihr abgelehnt.

Erst die Geburt ihres Sohnes Sam löst in ihr die mütterlichen Gefühle aus, die sie immer spüren wollte – Violet hingegen bleibt das „Problemkind“, verhält sich merkwürdig empathielos und Blythe fühlt sich von ihr zunehmend bedroht. Ist Violet als Psychopathin zur Welt gekommen oder hat Blythe sie – möglicherweise nur in ihrer Fantasie – dazu gemacht?

Meine Meinung

Eine Zusammenfassung von „Der Verdacht“ fiel mir aufgrund der Vielschichtigkeit des Buchs nicht leicht. Beim Lesen stellten sich mir viele Fragen, und nicht alle davon wurden abschließend geklärt, was mich aber nicht unzufrieden zurückließ. Vielleicht gibt es auch gar keine klaren Antworten und die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den denkbaren Extremen.

Den Schreibstil des Buchs fand ich sehr einnehmend. Blythe spricht durchgängig den Vater ihrer Kinder an, was mich nah an sie und ihre Sichtweise heranbrachte. Ashley Audrain gelingt es auf diese Weise, dass man sich in die nicht unbedingt sympathische Protagonistin hineinversetzen kann, obwohl ihr Verhalten teilweise sehr fragwürdig erscheint. In der deutschen Übersetzung klingen einige Präteritumsformen gewöhnungsbedürftig („du fordertest“, „du zögertest“ u. Ä.), aber irgendwann fühlte es sich beim Lesen dann doch normal an.

Ich war wie gebannt von der düsteren Atmosphäre und ständigen unterschwelligen Bedrohung, die Blythe empfindet. So gruselte ich mich abwechselnd vor der „bösen“ Violet und vor Blythe selbst mit ihren teils extrem abwegig erscheinenden Gedankengängen und Handlungen.

Der Schluss ließ ebenfalls noch mal Interpretationsspielraum. Und obwohl ich normalerweise keine offenen Enden mag, habe ich es hier als sehr stimmig und passend empfunden, dass man einfach nicht ganz sicher sein kann, was nun „wirklich“ passiert ist oder nur der Fantasie der Protagonistin entsprang.

Thalia
(*)

Fazit

Mich hat „Der Verdacht“ von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, und wenn ich das beste Buch 2021 krönen müsste, wäre dieses hier sehr weit vorne dabei.

Bewertung

(Danke an den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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