Franziska Fischer – In den Wäldern der Biber (Rezension)

Buchcover Franziska Fischer In den Wäldern der Biber
(Copyright: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG)

Erscheinungsdatum: 17.05.2022
(DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, 320 Seiten, ISBN 3832165924)

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Inhalt

Alina ist Anfang 30 und ihr Leben steht von einem Tag auf den anderen Kopf: Ihr Freund trennt sich von ihr, spontan kündigt sie auch ihren Job und steht plötzlich vor der Frage, wo sie eigentlich hin will – im Leben, aber auch erst mal ganz konkret in den nächsten Tagen. Und so flüchtet sie aus Frankfurt zu ihrem Großvater Siegfried in das brandenburgische Dorf Spechthausen.

Als Kind hat sie hier viele schöne Ferien verbracht, nun hatte sie aber seit fast 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu Siegfried. Ihr Auftauchen wird von ihm dennoch ganz selbstverständlich hingenommen, und schnell findet sich Alina in das ruhige Dorfleben ein, trifft alte Bekannte und beginnt tatsächlich, ihr Leben neu zu ordnen. Wohin werden sie diese neuen Erfahrungen führen?

Meine Meinung

„In den Wäldern der Biber“ ist ein sehr ruhig erzähltes Buch. In Alina tobt es zwar, aber man spürt beim Lesen die Entschleunigung, die sie in der ruhigen und ländlichen Umgebung schnell findet. In Spechthausen ticken die Uhren anders, Alina streift mit ihrem Großvater durch die Wälder und erinnert sich nach und nach an die schönen Erlebnisse, die sie in ihrer Kindheit an diesem Ort hatte. Warum fast 20 Jahre lang kein Kontakt zwischen ihr und den Großeltern – die Großmutter ist inzwischen verstorben – bestand, wird aus meiner Sicht plausibel und nachvollziehbar geschildert, auch wenn die Aussprache zwischen Alina und ihrem Großvater nicht allzu viel Platz in der Geschichte findet.

Nicht ganz schlüssig war für mich, warum Alina es für angemessen hielt, nach so langer Zeit ohne Vorankündigung bei ihrem Großvater aufzutauchen und dann auch noch sehr schnell anzufangen, sein Haus umgestalten und renovieren zu wollen – hier hat sie den sehr gutmütigen und sympathischen älteren Herrn aus meiner Sicht sehr überrumpelt und den Bogen etwas überspannt.

Der Großvater war überhaupt meine Lieblingsfigur in dieser Geschichte. Er trägt eine traurige Vergangenheit in sich, ist aber auf sehr liebevolle Art in das Dorf- und Waldleben eingebunden – unter anderem ist er ehrenamtlich als Biberberater für die Gemeinde tätig, und allein dieses Wort ließ mein Herz schon schmelzen. 😉 Siegfried ist kein Mann großer Worte, aber er empfängt seine Enkelin sehr warmherzig und man spürt, wie sehr die Jahre ohne Kontakt zu ihr an ihm genagt haben. Gerade deshalb hätte ich mir zu diesem Punkt noch etwas mehr Aufarbeitung gewünscht.

Die Nachbarn Isabel und Elias, denen Alina förmlich ins Haus stolpert, sind Geschwister und kümmern sich gemeinsam um Isabels Tochter Mia. Mir hat es gefallen, dass eine solch ungewöhnliche Familienkonstellation gewählt wurde. Alina kennt die beiden von früher; hier fand ich es aber nicht ganz plausibel, dass sie sich an so extrem wenig aus der Vergangenheit zu erinnern scheint. Bei diesen Zusammentreffen war sie nämlich keineswegs ein Kleinkind mehr, sondern mit 12 oder 13 eher schon ein junger Teenager – ich hätte erwartet, dass ihr die damaligen Erlebnisse auch nach so langer Zeit noch präsenter sein müssten.

Mir hat das Buch in sehr weiten Teilen sehr gut gefallen. Die Charaktere sind glaubwürdig gezeichnet, und dazu gehört auch, dass sie nicht alle durchgängig sympathisch sind. Auch das Dorfleben wird idyllisch, aber nicht idealisiert dargestellt. Vielleicht hätte ich mir noch ein wenig mehr Naturbeschreibungen aus dem nahe liegenden Wald gewünscht. Besonders gegen Ende lag der Fokus doch sehr stark auf einer bestimmten zwischenmenschlichen Beziehung, was abermals gut erzählt war, für mich aber nicht ganz so ausführlich hätte behandelt werden müssen. Etwas mehr Raum hätte ich mir, wie bereits gesagt, stattdessen für Alinas Vergangenheit und auch die ihres Großvaters gewünscht.

Thalia
(*)

Fazit

Franziska Fischer hat einen ruhigen und sehr atmosphärischen Roman vorgelegt, in dem meiner Meinung nach sehr vieles richtig gemacht wurde. Meine kleinen Kritikpunkte störten mich nicht entscheidend, sodass ich insgesamt eine große Leseempfehlung für alle ausspreche, die sich mit Alina auf das Landleben einlassen möchten – insbesondere Fans von „Alte Sorten“ von Ewald Arenz könnten auch an „In den Wäldern der Biber“ großen Gefallen finden.

Bewertung

(Danke an den DuMont Buchverlag und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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