Sven Stricker – Sörensen macht Urlaub (Rezension)
Erscheinungsdatum: 17.09.2024
(Rowohlt Taschenbuch, 576 Seiten, ISBN 978-3499013966)
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Inhalt
Sven Stricker entführt uns im fünften Band seiner Sörensen-Reihe erneut in die Welt des unter einer Angststörung leidenden Kommissars Sörensen. In „Sörensen macht Urlaub“ entflieht der Protagonist dem Polizeitalltag in der tristen norddeutschen Provinz, um ein wenig Erholung zu finden – jedenfalls fast.
Tatsächlich führt ihn der Weg aus seinem Dienstort Katenbüll zunächst einmal zu seiner Ex-Partnerin Nele und ihrer gemeinsamen Tochter Lotta nach Hamburg. Unerwartete Verstrickungen durch Neles neue Bekanntschaft Achim halten ihn länger dort auf als erwartet. Parallel dazu ist Sörensens Kollegin Jenni, die in Katenbüll die Stellung hält, ebenso unvorhergesehen mit einem Mordfall konfrontiert. Gibt es etwa sogar Verbindungen zwischen den Ereignissen in Katenbüll und Hamburg?
Meine Meinung
Der fünfte Fall in Sven Strickers Buchreihe über den sympathischen Kommissar Sörensen, dessen Vornamen wir nie erfahren, kommt langsam in die Gänge. Nahezu minutiös geht es vorwärts, was den Eindruck einer gewissen Langatmigkeit vermittelt. Sörensen, der sich eigentlich eine Auszeit gönnen wollte, findet sich in einem Netz aus Verstrickungen und Geheimnissen wieder, das sich sehr gemächlich entfaltet. Die unerwarteten Entwicklungen in Hamburg und der parallele Mordfall in Katenbüll sorgen dennoch für Spannung und lassen die Leser*innen rätseln, ob und wie die Ereignisse etwas miteinander zu tun haben könnten.
Sven Stricker bleibt seinem bekannten Stil treu und lockert die Handlung durch den aus den Vorgängerbänden bekannten Wortwitz auf. Dieser Humor, der die (meisten) Charaktere liebenswert macht, ist auch in diesem Band präsent, wenn auch hier und da etwas übertrieben. Stricker versteht es dennoch, die Balance zwischen ernsten Themen und humorvollen Momenten zu halten, was den Roman trotz der langsamen Erzählweise unterhaltsam macht.
Sörensen agiert gewohnt unperfekt, aber dennoch professionell. Seine menschlichen Schwächen und die Art, wie er mit seiner Angststörung umgeht, machen ihn zu einem authentischen und sympathischen Protagonisten. Die meisten weiteren Charaktere sind ebenfalls gelungen dargestellt. Besonders Sörensens Kollegin Jenni, die in Katenbüll die Stellung hält, zeigt in diesem Band ihre Stärke und Entschlossenheit. Lediglich Sörensens „Vertretung“ KHK Mommsen wirkt aus meiner Sicht nicht besonders glaubhaft und erscheint eher als Karikatur denn als ernstzunehmender Charakter.
Was mich an „Sörensen macht Urlaub“ besonders fasziniert hat, ist die Art und Weise, wie der Autor die alltäglichen Herausforderungen und inneren Kämpfe seines Protagonisten darstellt. Sörensens Versuch, eine Balance zwischen seinem beruflichen und privaten Leben zu finden, ist ein zentrales Thema, das sicher viele Leser*innen nachempfinden können. Die langsame Erzählweise mag teils zu ausschweifend wirken, doch ermöglicht sie es, tief in die Gedankenwelt und die Emotionen der Charaktere einzutauchen.
Fazit
Alles in allem bietet „Sörensen macht Urlaub“ solide Krimi-Unterhaltung, auch wenn mir andere Bände der Reihe besser gefallen haben. Die unerwarteten Verstrickungen und die parallelen Handlungsstränge in Hamburg und Katenbüll sorgten für Spannung und hielten mich bis zur Auflösung des Falls bei der Stange.
Ein zusätzlicher Bonus für Fans der Reihe: Die ersten beiden Bücher der Sörensen-Reihe wurden mit Bjarne Mädel in der Hauptrolle (und als Regisseur) verfilmt. Obwohl „Sörensen macht Urlaub“, wie bereits erwähnt, bereits der fünfte Teil der Buchreihe ist, ist es meiner Einschätzung nach aber zum Verständnis nicht zwingend notwendig, auch die Vorgängerbände zu kennen.
(Danke an Netgalley und den Rowohlt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)