Yrsa Sigurdardóttir – Nacht (dt. von Anika Wolff) (Rezension)

Buchcover Yrsa Sigurdardóttir Nacht
(Copyright: btb Verlag)

Erscheinungsdatum: 30.08.2023
(btb Verlag, 432 Seiten, ISBN 978-3442762415)

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Inhalt

Ein einsamer Hof an einem isländischen Fjord: Einer der wenigen, weit entfernt lebenden Nachbarn wundert sich, weil er von der dort wohnenden Familie länger nichts gehört hat und niemand auf seine Anrufe reagiert. Als er persönlich nach dem Rechten sehen will, bietet sich ihm ein Bild des Grauens: Die Mutter, ihre beiden Töchter und die Haushaltshilfe liegen ermordet in ihren Schlafzimmern, vom Vater fehlt jede Spur.

Die Polizeibeamten Týr und Karó sowie die Gerichtsmedizinerin Iðunn ermitteln: Ist der Vater der Familie noch am Leben, wurde er an einem anderen Ort zum Opfer des Täters – oder hat er seine Familie etwa höchstselbst auf dem Gewissen? Was hat es damit auf sich, dass vor der nun ermordeten Haushaltshilfe bereits weitere Angestellte der Familie überstürzt das Weite gesucht hatten?

Meine Meinung

Vor einiger Zeit hatte ich bereits „Schnee“ von Yrsa Sigurdardóttir gelesen und bis auf wenige Abstriche für ganz großartig befunden. Entsprechend hatte ich mich sehr auf ihr neuestes Werk „Nacht“ gefreut.

Wieder einmal handelt es sich um eine gelungene Mischung aus Kriminalroman und Thriller mit Gruselelementen, und erneut zog mich das Setting in der rauen isländischen Winterlandschaft sehr in seinen Bann: Obwohl ich das Buch bei hochsommerlichen Temperaturen las, wurde mir durchaus das eine oder andere Mal kalt beim Lesen. 😉

Die Handlung von „Schnee“ lehnt sich lose an einen realen (bislang ungeklärten) Vermisstenfall an (das sog. Unglück am Dyatlow-Pass), und auch „Nacht“ erinnerte mich gleich an einen berühmten „Cold Case“: Den Mord an einer Bauernfamilie auf dem ehemaligen Hof Hinterkaifeck in den 1920er Jahren.

Erneut wechselte auch hier die Perspektive zwischen den Mordermittlungen und den Geschehnissen davor hin und her. Das permanente unterschwellige Grauen in letzterem Erzählstrang verfehlte seine Wirkung nicht: Obwohl man weiß, was passieren wird, ist der Weg dorthin spannend nacherzählt und bescherte mir einige Gänsehaut-Momente.

Da ich kein großer Krimifan bin, fand ich dagegen die Schilderung der Ermittlungen etwas weniger fesselnd – das ist aber eine persönliche Präferenz meinerseits und kann keine echte Kritik am Aufbau des Buchs sein. Immerhin gab es auch hier spannende Figuren und die eine oder andere Verstrickung wurde aufgedeckt, die anfangs nicht ersichtlich war.

Trotz einiger Parallelen im Aufbau und einer ähnlichen Atmosphäre ist „Nacht“ zwar ganz anders als sein Vorgänger „Schnee“ – und doch muss ich leider zum Ende wieder eine ähnliche Kritik anbringen. Wer letztlich für die brutalen Ereignisse verantwortlich ist und wie es dazu kam, ist aus meiner Sicht leider auch in „Nacht“ alles andere als spannend erzählt und rief bei mir statt eines großen Überraschungseffekts eher ein ernüchterndes Gefühl à la „Ach so, diese Person war es also“ hervor. Und das nicht etwa, weil ich die Auflösung vorhergesehen hätte, sondern eher wegen der Art, wie sie geschildert wurde – schlussendlich einfach für meinen Geschmack zu lapidar und fast „nebenbei“.  

Ganz zum Schluss gibt es dann noch einen Cliffhanger, der die Option auf eine Fortsetzung bietet und mich ziemlich ratlos zurückließ – mal sehen, was uns hier noch erwartet.

Thalia
(*)

Fazit

„Nacht“ ist ein packender Thriller und bietet sehr viel, was ich in diesem Genre – in dem man mich nicht leicht zufriedenstellen kann! – üblicherweise sehr mag: eine gut durchdachte Story, ein geschickter Aufbau, eine beklemmend düstere Atmosphäre und den einen oder anderen Gruselmoment.

Für das leider etwas enttäuschende Ende muss ich allerdings einen halben Stern abziehen – und spreche natürlich dennoch eine große Empfehlung aus, denn alles in allem handelt es sich hierbei um Kritik auf hohem Niveau.

Bewertung

(Danke an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

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Ein Kommentar

  1. Typs leiblicher Vater hat ein falsches Geständnis abgelegt? Wie kann es nicht nachvollziehe.

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