Delphine de Vigan – Loyalitäten (dt. von Doris Heinemann) (Rezension)

Delphine de Vigan Loyalitäten Buchcover
(Copyright: DuMont Buchverlag)

Erscheinungsdatum Hardcover: 12.10.2018
(DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, 176 Seiten, ISBN 9783832183592)

Erscheinungsdatum Taschenbuch: 10.03.2020
(DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, 174 Seiten, ISBN 3832165037)

Erhältlich bei:

Inhalt

Théo ist 12 und betäubt seinen Kummer über seine geschiedenen Eltern und die zunehmende Verwahrlosung seines Vaters mit Alkohol. Sein Freund Mathis deckt ihn, trinkt sogar gemeinsam mit ihm.

Die Lehrerin Hélène, die als Kind misshandelt wurde, erkennt, dass mit Théo etwas nicht stimmt, bietet eine mögliche Hilfe aber eher ungeschickt an.

Und dann ist da noch Mathis‘ Mutter Cécile, der der eigene Ehemann durch eine unangenehme Entdeckung fremd wird und die den Schaden von ihrem Sohn abwenden will, der durch die Freundschaft zu Théo entsteht.

Ein weitreichendes Geflecht von Personen, die alle mindestens einer der anderen Personen gegenüber aus unterschiedlichen Gründen loyal zu sein versuchen – aber wie weit sollte Loyalität gehen, und ab wann schadet man damit dem Menschen, den man eigentlich schützen möchte?

Meine Meinung

Die oben stehenden Fragen wirft Delphine de Vigan in diesem kurzen, aber sehr prägnanten Roman in fast jedem der jeweils nur wenige Seiten umfassenden Kapitel auf, die mit abwechselndem Fokus auf die einzelnen Figuren erzählt werden.

Mir haben die klaren und pointierten Gedankengänge zu den verschiedenen „Loyalitäten“ und die – hier in sehr guter Übersetzung vorliegende – Sprache außerordentlich gefallen. Obwohl das Buch so kurz ist, versteht es Delphine de Vigan für meine Begriffe meisterhaft, auf wenigen Seiten alles Wichtige zu sagen und zum Nachdenken anzuregen, wie man selbst an Stelle der jeweiligen Person handeln würde. Man kann jede Handlung der Figuren aus menschlicher Sicht nachvollziehen, auch wenn sie moralisch nicht immer richtig scheint.

Ein Ende, in dem sich plötzlich alles in Wohlgefallen auflöst, kann man bei Delphine de Vigan kaum erwarten, aber gerade das macht ihre Romane so realitätsnah. „Loyalitäten“ habe ich voller Fragen im Kopf zugeklappt, die mich noch eine ganze Weile beschäftigt haben.

Thalia
(*)

Fazit

Delphine de Vigan ist eine meiner Lieblingsautorinnen und hat hier wieder einen Roman vorgelegt, der viel mehr als nur irgendeine Geschichte erzählt, sondern viel Identifikationspotential bietet. Allen, die noch kein Buch von ihr kennen, empfehle ich „Loyalitäten“ zum Einstieg.

Bewertung

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