Dörte Hansen – Mittagsstunde (Rezension)

Buchcover Dörte Hansen Mittagsstunde
(Copyright: Penguin Verlag)

Erscheinungsdatum Hardcover: 15.10.2018
(Penguin Verlag, 320 Seiten, ISBN 3328600035)

Erscheinungsdatum Taschenbuch: 08.02.2021
(Penguin Verlag, 336 Seiten, ISBN 3328106340)

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Inhalt

In der Brust des knapp 50-jährigen Dr. Ingwer Feddersen schlagen zwei Herzen: das des promovierten Archäologen an der Uni Kiel einerseits, und andererseits das des kleinen Bauernjungen aus Brinkebüll, seinem Heimatdorf irgendwo im norddeutschen Niemandsland.

In Brinkebüll ist die titelgebende „Mittagsstunde“ noch heilig, und auch sonst ticken die Uhren dort etwas anders. Ingwer kehrt während eines Sabbatjahres in diese andere Welt und damit in seine Vergangenheit zurück, um sich um seine betagten Großeltern Sönke und Ella zu kümmern, bei denen er aufgewachsen ist.

In Rückblenden wird viel aus dem Leben der Feddersens erzählt: vom Kriegsheimkehrer Sönke, der jahrelang den einzigen Gasthof in Brinkebüll führte, von der wortkargen Ella und von ihrer Tochter, der geistig zurückgebliebenen Marret, die nicht selbst für ihren Sohn Ingwer sorgen konnte und im Dorf dafür bekannt war, ständig den Weltuntergang zu prophezeien.

Aber wir erfahren auch viel über weitere Dorfbewohner:innen sowie Zugezogene und ihre Eigenheiten, über die Flurbereinigung in den 1960er Jahren, die das Dorf erheblich verändert hat, und über vermeintliche Geheimnisse, die jeder kennt, aber niemand offen ausspricht.

Meine Meinung

Man kommt nicht umhin, dieses Buch aufgrund des sehr ähnlichen Settings mit seinem Vorgänger „Altes Land“ zu vergleichen, sofern man diesen bereits kennt.

So manches, was mich in „Altes Land“ störte, fand ich in „Mittagsstunde“ wesentlich stimmiger umgesetzt. Trotz ähnlicher Thematiken erzählt es doch eine ganz andere und für mich rundere Geschichte. Ich kam den Figuren näher und letztlich berührte mich auch ihr Schicksal deswegen deutlich stärker.

Leichte Probleme hatte ich allerdings auch hier mit Dörte Hansens Erzählstil. Die Zeitsprünge sind nicht immer unmittelbar als solche erkennbar, und ab und an verliert sie sich meiner Meinung nach auch in „Mittagsstunde“ – allerdings deutlich seltener als in „Altes Land“ – in Schilderungen von Dorfcharakteren, die zwar amüsant sein mögen, zur eigentlichen Story aber nicht viel beitragen.

Thalia
(*)

Fazit

Oftmals lese ich kein zweites Buch einer Autorin mehr, wenn mich eines ihrer anderen Werke nicht ganz überzeugt hat. Ich bin froh, dass ich es in diesem Fall trotz meiner eher durchwachsenen Erfahrung mit „Altes Land“ doch getan habe, denn „Mittagsstunde“ hat mich gut unterhalten und an mehreren Stellen auch sehr berührt.

Bewertung

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