Linn Strømsborg – Nie nie nie (dt. von Stefan Pluschkat) (Rezension)

Buchcover Linn Stromsborg - Nie nie nie
(Copyright: DuMont Buchverlag)

Erscheinungsdatum Hardcover: 12.04.2021
(DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, 256 Seiten, ISBN 3832181334)

Erscheinungsdatum Taschenbuch: 12.04.2022
(DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, 256 Seiten, ISBN 978-3832166212

Erhältlich bei:

Inhalt

Die Ich-Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, ist 35, hat keine Kinder und will auch keine – nie, nie, nie, darin ist sie sehr klar, egal, wer fragt (und es fragen leider deutlich mehr Leute, als bei einem so persönlichen Thema angebracht wäre).

Sie will keine Kinder, als ihr langjähriger Freund plötzlich welche möchte, auch nicht, als ihre beste Freundin Mutter wird, und nicht mal, als sie selbst ungewollt schwanger wird. Trotzdem strickt ihre eigene Mutter Babysocken, und viele Menschen aus ihrem Umfeld halten ihre Einstellung nur für eine „Phase“ und glauben, dass die biologische Uhr schon noch ihr Werk tun wird.

Wie geht die Protagonistin damit um, in diesem Punkt eben nicht dem Bild von Frauen in unserer Gesellschaft zu entsprechen und damit immer wieder auf Nichtakzeptanz zu stoßen?

Meine Meinung

Dass irgendjemand (womöglich auch noch eine Frau!), „nie nie nie“ Kinder haben möchte, scheint für viele Menschen immer noch vollkommen unvorstellbar zu sein. Magst du denn keine Kinder? Hast du keine Angst, im Alter alleine zu sein? Warte mal ab, bis du den richtigen Partner hast! Mit solchen und ähnlichen Fragen und Aussagen sehen sich „Kinderwunschlose“ häufig konfrontiert.

In diesem Buch wird gut dargestellt, dass derartige Überlegungen und vermeintliche Gegenargumente den Kern der Sache nicht treffen. Linn Strømsborg lässt die Ich-Erzählerin viele Gedankengänge und Argumentationsketten schildern, die ich sehr interessant und hilfreich fand, um ihr Empfinden nachvollziehen zu können.

Die Erzählstruktur war für mich etwas ungewohnt. Kurze Episoden aus dem Alltag wechseln sich mit allgemeinen Einschüben bzgl. der „K-Frage“ ab. Einen roten Faden gibt es mit der Beziehung der Protagonistin sowie der „plötzlichen“ Mutterschaft ihrer besten Freundin zwar durchaus; jedoch fand ich einige Passagen zu ausführlich erzählt in der Hinsicht, dass sie nicht viel mit dem eigentlichen Thema zu tun hatten.

Vielleicht hatte ich aber im Vorfeld auch einfach andere Vorstellungen von dem Buch. Es ist eben ein Roman, keine Autobiographie und auch keine Essay-Sammlung. Aber es behandelt ein wichtiges Thema, das in der Öffentlichkeit noch viel mehr Gehör finden sollte – bis alle Lebensentwürfe gleichberechtigt nebeneinander stehen und die urpersönlichste Entscheidung für oder gegen Kinder nicht mehr dazu verwendet wird, Frauen abzuwerten oder überhaupt zu beurteilen.

Thalia
(*)

Fazit

Für das Aufgreifen einer wichtigen Thematik, bei der viele Menschen etwas mehr Sensibilität und Toleranz vertragen könnten, vergebe ich einen halben Stern mehr, als ich es aus rein literarischer Sicht tun würde.

Und tatsächlich würde ich das Buch allen Leser:innen unabhängig davon empfehlen, ob sie selbst Kinder möchten oder eben gerade nicht. Die eine Seite wird sich möglicherweise verstanden fühlen, bei der anderen könnte vielleicht (mehr) Verständnis für die andere Sichtweise entstehen.

Bewertung

Teile den Beitrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert