Hannah Lühmann – Heimat (Rezension)

Buchcover Hannah Lühmann – Heimat
(Copyright: hanserblau)

Erscheinungsdatum: 19.08.2025
(hanserblau, 176 Seiten, ISBN 978-3446282827)

Erhältlich bei:

Inhalt

Jana ist 39, zum dritten Mal schwanger und vor kurzem mit ihrem Mann und den beiden noch kleinen Kindern „aufs Dorf“ gezogen, weil die Hauspreise in der Stadt oder auch nur deren Speckgürtel nicht erschwinglich für die Familie waren.

Doch nicht nur räumlich gerät Jana hier in eine ganz neue Welt: Frauen, die traditionelle Werte verkörpern, ein christlich-konservatives Umfeld, in dem eine rechte politische Orientierung nicht nur salonfähig, sondern nahezu selbstverständlich ist. Insbesondere die fünffache Mutter Karolin, eine Tradwife aus dem (Instagram-)Bilderbuch, zieht Jana in ihren Bann. Aber was steckt hinter der Fassade des scheinbar so perfekten Familienidylls?

Meine Meinung

Hannah Lühmann hat einen thematisch sehr aktuellen, in nüchternem und beobachtendem Ton verfassten Roman vorgelegt, der auf verschiedensten Ebenen zum Nachdenken anregt. Während die scheinbar perfekte Hausfrau und Mutter Karolin als fast übermenschliches Wesen über allem zu schweben scheint, lernt Jana durch sie noch mehr “neue Freundinnen” kennen – die zwar etwas bodenständiger wirken, am Ende aber die gleichen Ansichten und Werte vertreten wie Karolin. Jana gerät in einen Bann aus alternativen Fakten und Verschwörungstheorien, dem man sich auch beim Lesen kaum entziehen kann.

Plötzlich stellt Jana vieles in Frage: Ist ihr Leben mit ihrem Mann Noah, von dem sie sich immer mehr allein gelassen fühlt, wirklich das, was sie sich wünscht? Oder hätte sie auch lieber einen starken “Naturburschen” und Versorger an ihrer Seite wie Karolin mit ihrem Mann Clemens? Kümmert sie sich genug um ihre Kinder oder ist sie eine schlechte Mutter, weil sie sie bereits mit einem Jahr in die Kita gegeben hat? In einem Buchclub debattiert die Freundinnengruppe über Themen wie Impfungen sowie frühkindliche Bildung und deren angeblich schädliche Auswirkungen – vieles davon mutet nahezu absurd an, gehört zur heutigen Realität aber dazu.

Die Autorin verpackt die in bestimmten Kreisen zirkulierenden Argumente treffend und wirkungsvoll. Sie wertet nicht und lässt auch ihre Protagonistin nicht werten, sondern sich eher berieseln. Eigene Schlüsse muss man hier beim Lesen selbst ziehen. Das Ende mutet surreal und nahezu dystopisch an, und ich fand es entgegen vieler kritischer Stimmen sehr passend. Die Grenzen zwischen realem Erleben und Traum/Wahn verwischen, und für mich wird die Botschaft des gesamten Romans hier noch mal perfekt transportiert: Was ist denn jetzt (die) Wahrheit, was nicht?


Thalia
(*)

Fazit

Ich bin fasziniert durch die relativ wenigen Seiten von “Heimat” geflogen, auf denen Hannah Lühmann für meine Begriffe alles Wichtige komprimiert hat, was sie sagen will. Das Ende hallt nach und hat mir interessante Diskussionen auf Instagram beschert. Ganz große Leseempfehlung!

(Danke an Netgalley und hanserblau für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Keine weitere Vergütung erhalten.)

Bewertung

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